Mehr als 4 Millionen Tonnen Müll produzieren die österreichischen Haushalte pro Jahr, und damit jeder von uns beachtliche 490 kg. Dies reicht von Verpackungen und Essensresten bis zu Sperrmüll und Problemstoffen. Rund 60 % landen nicht im Restmüll, sondern werden getrennt gesammelt – Tendenz steigend. Mit diesen Werten zählen die ÖsterreicherInnen zu den fleißigsten MülltrennerInnen in Europa. Doch die Skepsis bleibt, viele MülltrennerInnen fragen sich, ob tatsächlich alles, was sie fein säuberlich getrennt haben, auch wirklich sinnvoll recycelt wird.
Mysterien der Abfalltrennung
Mythos 1:
Mülltrennen ist nur viel Arbeit und bringt mir persönlich überhaupt nichts!
Mythos 4:
Weiß- und Buntglas wird im Sammel-LKW wieder zusammengeschmissen!
Buntglas, der Feind des Weißglases
Ihre Glasverpackungen trennen die ÖsterreicherInnen vorbildlich, 97 % sammeln Altglas. Jedes Jahr landen über 200.000 Tonnen in den Glascontainern. Dennoch hören Fahrer von Sammelfahrzeugen und die Expertinnen und Experten der Austria Glas Recycling (AGR) tagtäglich Vorwürfe wie „Weiß- und Buntglas werden im Sammel-Lkw wieder zusammengeschmissen!“. „Das ist ein Irrtum, der sich seit Jahren hartnäckig hält“, erklärt Reinhard Siebenhandl von der MA 48 der Stadt Wien. „Jedes Glassammelfahrzeug hat zwei getrennte Kammern. Damit können Weiß- und Buntglas kostensparend und umweltschonend im selben Fahrzeug getrennt gesammelt und transportiert werden.“
Die Trennung von Bunt- und Weißglas ist aufgrund der strengen Qualitätsanforderungen der Verwertungsindustrie immens wichtig. „Bereits durch geringe Fehlwurfmengen wird die Farbqualität von recyceltem Weißglas gestört. Was viele nicht wissen: „Selbst leicht eingefärbtes Weißglas gehört zum Buntglas“, klärt Siebenhandl auf. Bereits eine grüne Flasche reicht aus, um 500 kg Weißglas zu verfärben.
„In den Glascontainern werden nur Glasverpackungen wie z. B. Flaschen, Konservengläser oder Parfumflakons gesammelt. Alle anderen Glasprodukte wie Fensterglas, Geschirr, Glühbirnen oder Spiegel gehören in den Restmüll“, so Siebenhandl. Glasprodukte haben unterschiedliche chemische Zusammensetzungen. Eine Vermischung führt zu Problemen in der Glasschmelze und erschwert das Recycling.
Das Altglas wird in Glasfabriken zur Produktion von neuen Glasverpackungen eingesetzt. Die in Österreich produzierten Glasverpackungen bestehen zu rund zwei Drittel aus Altglas. Durch den Altglasanteil können bei der Glasproduktion 20 % an Energie eingespart werden.
Auch in meinem Artikel „Die wunderbare Welt des Glasrecyclings“ erklärt wie das Recycling funktioniert
Mit wenigen Handgriffen Geld sparen
„Mülltrennen bedeutet nur mehr Arbeit und bringt mir persönlich gar nichts!“ lautet ein gängiges Vorurteil. „Diese Aussage hören meine Mitarbeiter und ich oft, können das aber leicht widerlegen“, erklärt Erwin Ruthner, Geschäftsführer der St. Pöltner Abfallbehandlungsanlage „Am Ziegelofen“. Denn auch wem Recycling vollkommen egal ist, sollten schon im Eigeninteresse Verpackungen getrennt sammeln: „Mülltrennung wirkt sich im Geldbörserl jedes Einzelnen positiv aus. Weniger Restmüll bedeutet in der Regel auch weniger Müllkosten. Den Bürgern ist oft nicht bewusst, dass sie für die Verpackungsentsorgung schon beim Produkteinkauf bezahlen.“ Gleichzeitig appelliert Ruthner an das Gewissen der KonsumentInnen. „Klar bedeutet Mülltrennen ein paar Handgriffe mehr, aber diese Arbeit sollte uns unsere Umwelt schon wert sein. Von einer sauberen Umwelt haben alle etwas, und auch in Zukunft unsere Kinder.“ Eine aktuelle IMAS-Studie im Auftrag der ARA spiegelt die vorbildliche Einstellung der ÖsterreicherInnen zur Mülltrennung wider. 95 % finden Mülltrennung sehr gut oder gut. 76 % sehen die getrennte Entsorgung als selbstverständliche Notwendigkeit.
Biomüll ohne Plastiksackerl
Gartenbesitzer haben meist ihren eigenen Komposthaufen. Ansonsten werden Küchenabfälle am besten in der Biotonne entsorgt. Zum Verbrennen ist der Biomüll zu schade, denn schließlich lässt sich daraus Humus für die Landwirtschaft, aber auch für Blumenerde herstellen. Von den Wiener Mistplätzen kann man sich zum Beispiel nährstoffreichen Kompost kostenlos in Haushaltsmengen abholen und als Pflanzendünger einsetzen. Vielfach wird Biomüll zu Biogas vergärt. Allerdings muss für die Kompostierung die Qualität stimmen, und der biogene Abfall darf nicht verunreinigt sein. Daher bitte den Biomüll nicht gemeinsam mit einem Plastiksackerl in die Biotonne werfen, weil das die Kompostierung erschwert. Das Thema wird auch auf unserer Homepage ausführlich behandelt.
Kunststoff ist nicht gleich Kunststoff
Recyceln lassen sich die Kunststoffverpackungen in den meisten Fällen nur, wenn sie sortenrein sind, d. h., dass PET, PP, PS oder PVC nicht vermischt sind. „Um eine sortenreine Verwertung sicherzustellen, arbeiten wir österreichweit mit führenden Sammel- und Sortierunternehmen zusammen“, erklärt Scharff. „Detektion und Separation sind Hightech geworden.“ Aber auch die Bürgerinnen und Bürger will er nicht aus der Pflicht nehmen: „Die KonsumentInnen sind gefragt, nur in die Sammlung zu werfen, was in der jeweiligen Region in die Gelbe Tonne oder in den Gelben Sack gehört. Das funktioniert in manchen Gebieten besser als in anderen.“ Was im falschen Behälter landet, muss zum Teil sehr aufwendig aussortiert werden. „Für ein ökonomisches wie ökologisches Recycling ist es durchaus sinnvoll, weniger zu sammeln, dafür aber in einer höheren Qualität“, so Scharff. Was in den Gelben Sack gehört, kannst du auf der HP des Abfallverbandes Hollabrunn nachlesen.
7 von 10 PET-Flaschen recycelt
Das Bewusstsein der KonsumentInnen für PET als wertvoller Rohstoff ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Österreich liegt im fachgerechten Recycling von PET-Flaschen im internationalen Vergleich ganz weit vorne. 7 von 10 PET-Flaschen werden hierzulande fachgerecht in der getrennten Sammlung entsorgt und können anschließend recycelt werden.
Quelle: Trennt, ARA AG
Fotos: ©Westend61 – fotolia.com
5 Comments
[…] das in der Glasflasche Einschlüsse, die die Flasche brechen lassen. In meinem Artikel „Mysterien der Abfalltrennung“ findest du noch mehr […]
[…] Hier geht es zum ersten Teil […]
[…] wir kostenlos Mülltonnen zur Verfügung stellen. Dazu habe ich bereits zwei Blogs veröffentlicht: Mythos I und Mythos […]
[…] Zu diesen Artikel passen auch meine Beiträge zu der Analyse meiner Restmülltonne, sowie die Mysterien der Mülltrennung […]
[…] Mythen Teil 1 […]