Mysterien der Abfalltrennung
Mythos 2
Getrennte Sammlung ist Unsinn, wir brauchen das Plastik für die Müllverbrennungsanlage!
Mythos 3
Getrennte Sammlung ist unnötig, es wird nachher alles wieder zusammengeleert und verbrannt!
Ein gängiger Vorwurf lautet, dass Plastik für die Müllverbrennungsanlagen gebraucht wird, damit der Restmüll besser brennt. „Stimmt nicht“, sagt Günter Zellinger von der Müllverbrennungsanlage in Arnoldstein. Restmüll hat einen Heizwert, der mit Braunkohle vergleichbar ist, und brennt ganz von allein, auch ohne Kunststoffverpackungen. „Zu viel Kunststoff ist sogar kontraproduktiv“, so Zellinger. „Die Wärmeleistung ist in der Müllverbrennung nach oben begrenzt. Steigt der Heizwert, sinkt der Abfalldurchsatz. Höherer Heizwert bedeutet, dass mehr Müllverbrennungskapazität benötigt wird, was wiederum die Entsorgungskosten beeinflusst, die nach Gewicht abgerechnet werden.“
Das heißt, mehr Kunststoff würde die Müllverbrennung sogar verteuern. Der Restmüll muss in der Müllverbrennung weder vorbehandelt noch mit Zusatzbrennstoff versehen werden. Müll verbrennt bei mehr als 850 Grad Celsius selbständig, die Abwärme wird zur Energieerzeugung genutzt. Also keine Rede davon, dass durch die getrennte Sammlung der Restmüll nicht mehr selbstständig brennen würde.
Mit dem Restmüll landen in den Verbrennungsanlagen nur Kunststoffverpackungen, die stark verschmutzt sind oder nur mit großem Aufwand getrennt werden können, wie etwa sehr kleine Teile. Sie werden auch zur Energieerzeugung in industriellen Anlagen wie zum Beispiel Zementwerken genutzt und ersetzen damit fossile Brennstoffe, denn Kunststoff besteht zum Großteil aus Erdöl.
Zu wertvoll für das Feuer
„Kunststoffverpackungen – wie etwa PET-Flaschen – und Verpackungen aus Papier, Metall oder Glas sind zu wertvoll für das Feuer. In rohstoffarmen Ländern wie Österreich sind sie für die Industrie ein wertvoller Rohstoff für die Herstellung neuer Produkte; im Restmüll wären sie verloren“, erklärt Christoph Scharff, Vorstand der ARA AG, die in Österreich die getrennte Sammlung und Verwertung von Verpackungen organisiert. Beim Recycling wird aus Altpapier wieder Papier, farbsortiertes Bunt- und Weißglas wird zu neuen Flaschen und Metalle zu vielfältigen Neuprodukten wie Automobilteilen.
Aus gesammelten PET-Flaschen werden wieder neue PET-Flaschen produziert, was vor einigen Jahren noch aus lebensmitteltechnischen Gründen undenkbar war. „Bei PET to PET erzeugen wir lebensmitteltaugliches PET-Recyclat. Durch den Einsatz neuester technischer Verfahren ist es uns möglich, den hohen Anforderungen an Lebensmittelverpackungen gerecht zu werden und aus gebrauchten Flaschen einwandfrei lebensmitteltaugliches Recyclat für Getränkeverpackungen herzustellen, die nahezu über die Eigenschaften von Neumaterial verfügen“, erklärt Christian Strasser, Geschäftsführer der PET to PET Recycling Österreich GmbH. Derzeit stecken in Getränkeverpackungen aus PET-Material durchschnittlich schon über 30 Prozent PET-Recyclat, in einzelnen Flaschenarten sogar schon bis zu 100 %. Die Verschlüsse auf den PET-Flaschen werden ebenfalls recycelt. Die Trennung von der Flasche passiert hier nicht in mühsamer händischer Kleinarbeit. „Durch das sogenannte Schwimm-Sink-Verfahren in unserer Anlage ist eine saubere Trennung der beiden Produkte sehr leicht möglich: Die gewaschenen und gemahlenen PET-Flaschen kommen in einen Trennbehälter. Das PET-Material, welches schwerer als Wasser ist, sinkt zu Boden, während der Schraubverschluss, der leichter als Wasser ist, an die Oberfläche schwimmt“, so Strasser.
Metall ist zu schade für den Restmüll
Was für Batterien gilt, gilt selbstverständlich auch für alle Altmetalle: werden sie im Restmüll entsorgt, gelangen sie zumeist in die Verbrennung. Die in der Schlacke enthaltenen Metalle werden zwar nach der Verbrennung rückgewonnen, das führt allerdings zu Verlusten von bis zu 50 %. „Bei den Metallen macht es daher jedenfalls Sinn, diese getrennt zu sammeln, weil dadurch viel mehr wertvolle Rohstoffe in den Kreislauf zurückgeführt werden können“, erklärt Zellinger. Getrennt gesammelte Metallverpackungen dienen als Rohstoff für neue Verpackungen, aber auch für hochwer- tigen Baustahl, Waschmaschinengehäuse oder Autokomponenten. Metalle können unbegrenzt recycelt werden. Für das Wiederaufschmelzen von Aluminium benötigt man zudem nur etwa 5 % der Energie, die zur Herstellung der gleichen Menge Primärmaterial erforderlich ist.
Brandgefährliche Batterien
Für die Restmülltonne bleibt nur noch, was nicht recycelt oder kompostiert werden kann und nicht giftig ist. Sortiert wird der Restmüll in der Regel nicht. Deshalb ist es umso wichtiger, dass Abfälle wie Batterien, die sowohl Schad- als auch Wertstoffe enthalten, nicht im Hausmüll entsorgt werden. Für Batterien stehen in den meisten Supermärkten Sammelboxen zur Verfügung, oder sie können unentgeltlich bei Altstoffsammelzentren der Gemeinden abgegeben werden. Landen Batterien im Restmüll, werden sie mitverbrannt, und das ist schlecht, wie Zellinger von der MVA Arnoldstein erklärt: „Insbesondere beschädigte Lithium-Ionen-Akkus können erhebliche Brandgefahr im Müllbunker darstellen.“ Hier ein Experiment wie Lithium Ionen Batterien auf Schläge reagieren. Normale Batterien sind zwar weniger problematisch, sollten aber in Hinblick auf ihre wertvollen Rohstoffe getrennt gesammelt werden.
Quelle: Trennt, ARA AG
Foto: ©DDRockstar – stock.com
3 Comments
[…] Hier geht es zum zweiten Teil […]
[…] Leider gibt es auch noch immer das Märchen, dass alles zusammengeschmissen wird. Macht keinen Sinn, wenn wir kostenlos Mülltonnen zur Verfügung stellen. Dazu habe ich bereits zwei Blogs veröffentlicht: Mythos I und Mythos II […]
[…] Mythen Teil 2 […]