
Stopp Littering in der Land- und Forstwirtschaft
Gerade in den letzten Wochen hatte ich viel Zeit in meiner näheren Umgebung walken zu gehen. Wir sprechen immer von den Typen, die etwas aus dem Auto schmeißen oder beim Spazierengehen ihre Reste am Wegesrand entsorgen. Aber es liegen auch Abfälle aus der Landwirtschaft in der Natur. In den Büschen und Hecken verhädern sie sich und flattern im Wind.

Mir ist schon klar, dass der Wind oft die Netze und Hüllen von den Bäumen und Weinreben losreißt, aber es sollte einem jeden klar sein, was es für Konsequenzen hat, wenn die Gitter und Netze im Windschutzgürtel hängen. In der Land- und Forstwirtschaft finden in vielen Bereichen verschiedenste Materialien aus Kunststoff, Verwendung:
- diverse Folien (Silo- und Mulchfolien)
- Baumschutzsäulen
- Rebschutzgitter
- Rebschutzhüllen
- Schnüre
- Säcke
- Schnüre
- Bewässerungsschläuche etc
All diese Dinge sollen robust und langlebig sein, daher ist der Werkstoff „Kunststoff“ perfekt dafür geeignet.
Sorgloser Umgang nach der Verwendung führt zur Verschmutzung der Landschaft. Bei vielen Kunststoffen dauert es viele Jahre oder gar Jahrzehnte bis sie verrotten bzw. abgebaut werden. Dabei entsteht zunächst Mikroplastik (winzig kleine Plastikteilchen, dazu gibt es folgenden Artikel von mir), das sich in der Umwelt leicht ausbreitet und über dessen Risiken noch wenig bekannt ist. Beim Abbauprozess können darüber hinaus auch Schadstoffe freigesetzt werden.
In diesem Zusammenhang soll auf eine möglichst sorgfältige Entfernung und Entsorgung dieser Materialien hingewiesen werden. Vom „Littering“ sind Landwirte gerade entlang von Straßen oft selbst stark betroffen. Vor allem tierhaltende Betriebe sind dadurch mit dem massiven Problem der Verunreinigung des Grundfutters konfrontiert (siehe Interview mit meinen zwei Bürgermeistern).
Im Sinne einer umweltbewussten nachhaltigen Landwirtschaft sollte es deshalb für alle Bewirtschafter eine Selbstverständlichkeit sein, dass diverse Kunststoffe nach der Verwendung sorgfältig entfernt bzw. eingesammelt und geordnet entsorgt werden – gerade die Landwirtschaft sollte hier mit gutem Beispiel vorangehen!
Wohin mit Abfällen aus der Landwirtschaft?
Bei Telefonaten bin ich immer wieder überrascht, dass sich viele Landwirte nicht als Betrieb sehen. Noch überraschter sind sie, dass sie ihre Abfälle nicht kostenlos bei den Abfallsammelzentren entsorgen können. Es mag schon sein, dass es mancherorts Vereinbarungen gibt, dass diese Abfälle übernommen werden, aber betriebliche Abfälle müssen genauso wie die eines Elektrikers, Dachdeckers etc selber entsorgt bzw selber bezahlt werden. Folgende Möglichkeiten gibt es:
Verpackungskunststoffe (saubere Folien, Umverpackungen)
Diese können bei den Regionalen Übernahmestellen abgegeben werden. Durch die Registrierung bei der Verpackungskoordinierungsstelle ist die Abgabe von Verpackungskunststoffen und Karton kostenlos.
Restliche Kunststoffe
- Silofolien
- Reb- und Baumschutzhüllen,
- Schnüre/Netze
Diese Abfallarten sind Restmüll. Dafür gibt es folgende Möglichkeiten der Entsorgung:
- über die Restmülltonne
- bei der regionalen Übernahmestelle (siehe oben)
- bei gewerblichen Entsorgungsbetrieben (hier eine Auswahl, sonst fragt Dr. google)
Generell ist anzumerken, dass die Entsorgungskosten minimiert werden können, wenn die Materialien möglichst trocken und mit geringer Verschmutzung (zB durch anhaftende Erde) angeliefert werde.
Warum nicht in das Sammelzentrum?
Die Sammelzentren sind für Abfälle aus Haushalten in Haushaltsmengen von Liegenschaften vorgesehen. Es werden Sperrmüll (das sind zB Möbel), Problemstoffe, Kartonagen, Altmetall aus Haushalten übernommen. Landwirtschaften sind zum einen Betriebe und zum anderen stehen keine Mülltonnen auf den Äckern herum, um die kostenlose Entsorgung in den ASZ zu rechtfertigen.
Fazit
Ich will hier niemanden beschuldigen oder angreifen, nur die Augen öffnen, dass auch die Kunststoffabfälle aus dem landwirtschaftlichen Bereich auf Dauer ein Problem für die Umwelt darstellen. Viele Landwirte sind äußerst bedacht, dass nichts herumliegt, trotzdem kann Wind und Wetter manche Netze und Schnüre losreißen und mit sich mitnehmen. Diese gehören unbedingt entfernt, bevor sie durch Wind und Regen eine Einheit mit dem Mutterboden eingehen, dann ist das entfernen kaum möglich.
Danke eure Trennsetterin
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Super geschriebener und informativer Artikel :-). Eine sehr gute Aufstellung. In diesen Blog werde ich mich noch richtig einlesen 🙂
„verhädern“ – wenn etwas irgendwo hängen bleibt, dann „verheddert“ es sich.
In der Tabelle sind die Schnüre zweimal angeführt.
„walken zu gehen“ ist an sich schon ein Widerspruch. Wenn Sie „walken“, dann gehen Sie, wenn Sie jedoch bereits walken, warum müssen Sie dann zusätzlich noch gehen?
Es ist schon eine seltsame Einstellung der Landwirte: Wenn es um die Abfallentsorgung bzw -verwertung geht, dann sehen sie sich nicht als Betriebe, bei der Beantragung von Förderungen jedweder Art sieht das ganz anders aus. Schelm, wer sich Böses dabei denkt.
Sie haben übrigens noch die Jäger vergessen. Auch Patronenhülsen stellen eine Umweltbelastung dar und rechtlich betrachtet gehört die Jagd auch zur Landwirtschaft.
Die „Typen, die etwas aus dem Auto schmeißen“ sind ein nicht zu unterschätzender Anteil am Mist im landwirtschaftlichen Bereich. Ich möchte gar nicht wissen wie hoch der Anteil an Kunststoffflaschen und Metalldosen (insbesondere jene, die Flügel verleihen) ist, welche jahraus, jahrein auf den Feldern landen und dann direkt oder indirekt den Weg in die Nahrungskette finden. Fahren Sie einmal in der Nähe einer Fast-Food-Filiale und werfen Sie einen Blick auf die Straßenrändern bzw auf die Felder, dann werden Sie wissen wovon ich spreche…