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Vom Müllkutscher zum Entsorgungsfachbetrieb


05.11.2018

In den Augen branchenfremder Leute ist die Müllabfuhr ein dreckiges Geschäft. Mein ganzes Berufsleben beschäftige ich mich mit dem Müll anderer. Was soll daran dreckig sein? Das Papier im Abfallbehälter? Die Kunststoffflaschen im Gelben Sack? Meistens geht es um Verpackungen aus unserem Alltag. Sie umhüllen ein Produkt, damit es nicht schmutzig wird. Ich hatte noch nie einen schmutzigen Apfelsaft in der Hand oder eine dreckige Zahnpastatube. Die Entsorgung in eine Mülltonne soll mit Dreck gleichgestellt sein? Warum? Die Restmülltonne stinkt? Vielleicht wegen dem falsch eingeworfenen Biomüll?

 

Wir produzieren beinahe 500 kg Abfälle pro Person und Jahr. Dieser Abfall wird von der Müllabfuhr mitgenommen. Das sind Personen, die ihr tägliches Brot damit verdienen, dass sie unseren Müll wegbringen…was macht diese Leute schlechter in euren Augen? Warum hört man noch immer: “Wenn du nichts gescheites lernst, landest bei der Müllabfuhr!“

Ohne diese Menschen würden wir in unserem Zivilisationsmüll ersticken. Die Zeiten, dass schlecht ausgebildete Leute bei der Müllabfuhr tätig sind, sind lange vorbei.“ Ich gehe zur Müllabfuhr,  weil da verdiene ich mit Nichtstun eine goldene Nase, sind auch schon lange Vergangenheit.“ Nicht nur, dass die Leute ab 5 Uhr in der Früh unterwegs sind und meist nicht vor 16 Uhr heimkommen, bedeutet diese Arbeit auch, dass sie zu jeder Jahreszeit unterwegs sein müssen. Egal, ob es 35 Grad heiß ist und die Biotonne wurrlt, bis zur kalten Jahreszeit, wo es in der Früh minus 20 Grad haben kann und die Sammelware eingefroren ist.

Geschichte Müllabfuhr

Mitte der 1960er Jahre fingen viele Entsorger in Österreich mit Ihrer Tätigkeit an. Die Firma Höpperger aus Tirol begann mit der Entsorgung von Altöl, später kam die Problemstoffabholung dazu und danach die restlichen Fraktionen ab Haus. Die Firma Brantner aus Krems etwa startet in den 70 er Jahren mit der Entsorgung der Abfälle aus den niederösterreichischen Gemeinden.

Zusätzlich entsorgten auch die Gemeinden mit ihren Fahrzeugen den Restmüll ab Haus und brachten diesen zur Mülldeponie.

Abholung von Abfall im Bezirk Hollabrunn, ca. 1970

Zusammengefasst kann man sagen, dass vor 40 Jahren mit der Abholung der Abfälle durch gewerbliche Entsorger begonnen wurde. Der Restmüll wurde bis 2004 deponiert. Seit 2004 wird er in Müllverbrennungsanlagen verbrannt. Mehr dazu in meinem Blog: Gib mir den Rest von der Müllverbrennung zur Energie.

Anfänglich fanden sich im Abfall alle Stoffgruppen. Im Laufe der Zeit wurden Möglichkeiten geschaffen, um Papier getrennt zu sammeln, Bioabfall Anfang der 90 er Jahre und Kunststoffverpackungen seit 1995.

Nicht nur die Sammlung ab Haus änderte sich, sondern auch die Entsorgungswirtschaft.

Qualität zertifiziert

Die besten Entsorger setzen auf ein Umweltmanagementsystem und unterwerfen sich einer jährlichen externen Überprüfung. Das Branchenzertifikat der Entsorger ist der EFB (Entsorgungsfachbetrieb).

https://www.vefb.at/

Sowohl kommunale Betriebe wie zuletzt meine Kollegen aus St Pölten Stadt, als auch Entsorger im ganzen Land, wie etwa die Firma Höpperger in Tirol, die Energie AG in Oberösterreich, die Firma Hackl aus dem Burgenland, die MA 48 aus Wien, die Stadt Salzburg,  die KAB aus Klagenfurt, Loacker aus Vorarlberg oder die Energie AG aus Oberösterreich sind nur 9 von 115 Betrieben und Kommunen österreichweit. Durch dieses Branchenzertifikat wird Rechtskonformität garantiert, die Arbeitsabläufe werden kontrolliert und optimiert, die Wettbewerbsfähigkeit gesteigert und durch die Dokumentation der betrieblichen Abläufe kommt es ua. zur Verbesserung der Sicherheit. Was es noch mit diesem einzigartigen österreichischen Branchenzertifikat auf sich hat, entnimmst du deren Homepage. Außerdem finden sich hier alle österreichischen Betriebe, die sich den Richtlinien unterworfen haben.

Sicherheit am Arbeitsplatz, ausreichend Ruhezeiten, Sauberkeit sind ein paar Eigenschaften, die sich meine Kollegen aus der Entsorgerbranche auf die Fahnen heften.

Von Angestellten in der Entsorgerbranche wird mittlerweile viel verlangt. Unser Außendienst zB meldet über ein elektronisches Auftragsprogramm die abzuholenden Stoffgruppen in den ASZ’s zum Entsorger. Durch diese elektronische Meldung sind alle Vorgänge von der Auftragsannahme bis zur Rechnungskontrolle nachvollziehbar.

LKW Fahrer müssen laufend Schulungen machen und sind für die Ladegutsicherheit verantwortlich. Die Zeiten sind vorbei, dass die Reifen kein Profil hatten oder das Ladegut oben herausgeflogen ist.

Vom Ladepersonal (das ist das Personal, das hinten steht) wird erwartet, dass sie wissen, welche Gefahren etwa von Batterien ausgehen oder dass Plastiksackerln im Biomüll nichts verloren haben. Zum Teil müssen sie das vor den Verursachern kommunizieren bzw dokumentieren, um das Stehen lassen der Behälter später rechtfertigen zu können.

Alle Personen, die bei einem Abfallverband oder bei einem Entsorger arbeiten, stehen für das Unternehmen im Rampenlicht. Die Entsorgerbranche hat sich zu einem Ressourcenbetrieb geändert und stellt sicher, dass die Ressourcen nicht verloren gehen und in den Kreislauf zurückgeführt werden.

Durch sorgfältige Trennung ist es möglich, dass Entsorger die darin enthaltenen Wertstoffe herausholen können. Diese Wertstoffe sind Ressourcen, dadurch können wir an Rohstoffen sparen.

Fazit

 „Treibst Du fort das tolle Leben,

giebst das Geld mit vollen Händen,

wirst du noch, man wird’s erleben

Einst als Lumpensammler enden“

(Lithographie, oldthing.de)

Dieser Spruch ist Vergangenheit. Der Job der Müllabfuhr ist mittlerweile sehr anspruchsvoll. Sowohl körperlich als auch geistig anstrengend. Also: Lern was: Dann kannst zur Müllabfuhr gehen 

Achte bei der Wahl deines Entsorgungsunternehmens nicht darauf, wer am billigsten ist, sondern wer Qualität anbietet. „Schweindln“ sind heutzutage unerwünscht!

Viel Spaß beim Lesen, eure Trennsetterin

Quelle:

Höpperger: Entsorger in Tirol

VEFB: Verein zur Verleihung zum Entsorgungsfachbetrieb

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