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Kunststoff oder doch Plastik


22.10.2018

Der Gelbe Sack ist für viele Bürger noch immer ein Mysterium. Ist das ein kostenloser Sack in dem ich kunterbunt meine Abfälle entsorgen kann? Gehört da Kunststoff rein oder Plastik? Ist nicht eh überall Plastik drin? Warum gehören in einigen Teilen des Landes alle Verpackungskunststoffe rein, woanders nur Plastikflaschen? Zum Teil gehen mir da, man glaubt es kaum :), die Argumente aus. Ich versuche es mal mit einer Erklärung….

 

Geschichte vom Kunststoff

Kunststoff ist etwas, das künstlich hergestellt wird und in dieser Form in der Natur nicht vorkommt. Es gibt unterschiedliche Entwicklungsstufen, die bereits im Mittelalter begannen. Im 16. Jahrhundert wurde aus Käse Kasein hergestellt. Es war Horn ähnlich und wurde zB für Trinkgläser verwendet. Aus milchigen Baumsäften wurde im 18 Jahrhundert Kautschuk hergestellt, das als Basis für die Gummi Industrie verwendet wird.

Kautschuk

Bild: In Tansania besuchten wir Kautschukplantagen. Die Bäume werden eingeritzt, die Milch fließt in die kleinen Gefäße, die am Baum montiert sind. Regelmäßig werden die Behälter in große Kannen umgeleert und in die Fabrik transportiert. Die Bälle rechts im Bild sind Kautschukfäden, die wie bei einem Wollknäuel aufgewickelt werden. Die Bälle springen sehr hoch, verlieren aber schnell an Elastizität.

Im 19. Jahrhundert ging es mit den Erfindungen so richtig weiter und es wurde das Zelluloid für die Filmindustrie erfunden, aus Leinöl und Harzen wurde Linoleum erzeugt. Das Produkt kennt man von den Fußbodenbelägen. Plexiglas wurde um 1900 aus Methacrylsäuremethylester gewonnen. Polyamid folgt in den 30er Jahren und in den 50ern war die Nylonstrumpfhose geboren.

Eine Strumpfhose war etwas ganz besonderes. Ich kann mich noch deutlich am Omas Strumpfgürtel erinnern, wie die fleischfarbenen hauchdünnen Strumpfhosen daran befestigt wurden. Es gibt dazu auch einen alten Werbefilm, den ich recht lustig finde.

In den 50 er Jahren nahm die Produktion enorm zu. Durch die Entwicklung der Thermoplaste konnten schlagartig billiger Kunststoff hergestellt werden.

Klassifizierung von Kunststoff

Die Ausgangsstoffe („Bausteine“) für Kunststoffe sind einfach gebaute Kohlenstoffverbindungen, die heute aus Erdöl oder Erdgas gewonnen werden. Für die Herstellung von Kunststoff wird eine ganze Menge Energie benötigt. Es gibt drei Hauptgruppen:

Thermoplaste

Sie bestehen aus linearen Molekülen. Das Material wird beliebig oft weich und formbar gemacht und bleibt so in seiner Form. Etwa Polyethylen(PE), Polypropylen(PP), Polyamid(PA), Polyetylenterephthalat(PET) fallen in diese Gruppe.

Einsatzgebiet

  • PE: Folien
  • PP: Becher
  • PA: Strumpfhose
  • PET: Flaschen

Elastomere

Durch Druck und Dehnung können Elastomere kurzfristig verändert werden. Da sie weitmaschig vernetzt sind, bleiben sie flexibel. Kautschuk gehört in diese Kategorie. Das Produkt kennt man von den Reifen.

Was heißt das auf Deutsch?

Ich habe versucht das Thema kurz anzureißen. Einfach gesagt, es gibt sehr viele unterschiedliche Kunststoffe. Die Einsatzgebiete sind vielfältig und man kann die einzelnen Sorten auch miteinander verbinden. Je komplizierter der Kunststoff aufgebaut ist, desto schwieriger ist das Recyceln.

Jetzt sind wir genau da, wo ich zu Beginn hinwollte. Man kann nur wenige Kunststoffe verwerten, da sie oft als Verbindung miteinander gesehen werden müssen. Ich denke da zB an den Gartenschlauch, der ein Gewebe eingebaut hat, an Spielzeug, in dem Metall, Elektronik uä eingebaut ist oder Windelhosen, die eine Kombination aus Stoff, Zellstoff und Kunststoff sind.

Gelbe Sack und die Kunststoff – Entsorgung beim Haus

Für die Sammlung der Kunststoffe ist der Gelbe Sack gedacht. FALSCH! Man kann nur Dinge verwerten, die sauber und einheitlich sind. Das leuchtet vielleicht noch ein. Das es unmöglich ist einen Gartenschlauch zu recyclen. Aber warum soll die Tasse des Fleischhauers nicht hinein oder die Folie? Warum gibt es solche Unterschiede bei der Sammlung?

Erstens einmal wird der Sack gerne für die Entsorgung von allem möglichen verwendet. Plastik ist nicht Plastik, Plastik ist nicht Kunststoff und Verpackung ist auch etwas anderes.

Für die Verpackungen zahlt der Hersteller des Produkts Entsorgungsgebühr, das sich Lizenzgebühr nennt. Beim Kauf von verpackten Materialien im Inland sollte die Entsorgung der Verpackung bezahlt sein. Gut und schön, aber noch immer heißt das nicht das alle Verpackungen in den gelben Sack gehören… ja es ist kompliziert.

Seit 2004 sollte der Restmüll in ganz Europa verbrannt werden. In Österreich ist es auf jeden Fall so. Siehe meinen Blog über die Verbrennung. Da nicht alles gut verwertet werden kann, wird in vielen Regionen Österreichs nur jener Anteil der Verpackung getrennt gesammelt, wo eine garantierte Verwertung stattfindet. Wer sich nicht sicher ist, kann sich auf der Homepage der ARA AG anhand seiner Postleitzahl das richtige Trennsystem heraussuchen oder man ruft(mailt) beim jeweiligen Abfallverband an. Über den Restmüll erfolgt die thermische Verwertung aller anderen Kunststoffsorten.

Wenn du dich jetzt fragst. Naja, jetzt habe ich doch für die Verpackung schon über das Produkt die Entsorgung bezahlt, das kann doch nicht sein, dass ich noch einmal zahle, wenn ich es in den Restmüll gebe? Es gibt Regionale Übernahmestellen, die viele Verpackungen kostenlos übernehmen. Hier geht es zum Link.

Kunststoff Entsorgung über Sammelstellen

Wenn der Weg zur regionalen Übernahmestelle zu weit ist, nehmen viele Abfallsammelzentren Verpackungen kostenlos an, einfach fragen. Wem das auch zu kompliziert ist, entsorgt es über den Restmüll und die Vergütung, wird über die Restmüllgebühr weitergegeben. Der Restmüll wird alle paar Jahre analysiert und der Verpackungsanteil wird damit erhoben. Dann wird über die Abgeltung des Verpackungsanteiles diskutiert, dieser wird festgesetzt mit Zahlen untermauert und diese Beträge gehen an die Verbände retour, die dann in die Gebühr einfließen.

Kunststoff versus Plastik

Im Grunde sagt man im Volksmund Plastik zu Kunststoff. Plastik kommt aus der Zeit als Kunststoff noch verformbar war. Also plastisch. Heute kennt man aber geschäumten Kunststoff, sprich Styrodur, extruierbaren, sprich Styropor, harten Kunststoff, den man von Gartensessel etc kennt und vieles mehr. Kunststoff ist alles und Plastik ist im Grunde nur ein Teilbereich. Daher auch nicht Plastik Sammlung, sondern Verpackungskunststoffsammlung oder Sammlung von Hartkunststoffen. Genau diese Vielfalt macht die Sammlung kompliziert, sowohl im wording, als auch in der Durchführung vor Ort.

Fazit

Es ist kompliziert. Mir wachsen graue Haare nur beim Erklären, dieser Sammelfraktion. Die Verwertung von Kunststoffflaschen ist leichter, da man das Ausgangsprodukt kennt und sie üblicherweise sauber sind. Der Vorteil der gemischten Verpackungssammlung ist, dass man in der Sortierung entscheiden kann, wie haben sich die Verwertungsmöglichkeiten verändert, ist ein Absatzmarkt vorhanden und man kann je nach Marktlage das Material recyclen oder thermisch verwerten. Ich denke, dass wir gerade bei der Kunststofffraktion noch mehrere Veränderungen in der Sammlung erleben werden. Es ist eine große Industrie, die dahintersteckt und das Ende der Entwicklung ist noch nicht erreicht. Kunststoff ist nicht gleich Kunststoff. Oder ist Kunststoff doch Plastik?

Wir lesen uns sicher wieder zu diesem Thema

Viel Spaß beim Lesen, Nachdenken und Diskutieren. Teilen und Kommentieren ist erwünscht 

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