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Honig kann den Bienen schaden


02.08.2021

Die Entsorgung von Altglas erfolgt über den Altglascontainer. So weit so gut, das sollte weitgehend bekannt sein. Immer wieder erreichen mich Fragen, muss das Glas sauber sein? Bis dato lautete meine Auskunft: „Nein, das ist nicht notwendig.“
Ich hatte vor einiger Zeit ein Gespräch mit Michael Hödl, Miteigentümer der Bioimkerei „Am Waschberg“ und er erklärte mir, das schmutzige Gläser im Altglascontainer sehr wohl ein Problem sind. Schmutzige Honiggläser können den Bienen schaden!

 

Hier geht es zum Interview:

Hödl:
Grundsätzlich wird die Imkerei in jedem Bundesland durch ein eigenes Bienenzuchtgesetz geregelt. Für NÖ ist das „NÖ Bienenzuchtgesetz“ zuständig. Dieses richtet sich an „Halter von Bienen“ und nicht an Honigkonsumenten.
Die Bestimmung des § 5 NÖ-Bienenzuchtgesetz sagen: „Nichtbevölkerte Bienenstöcke, Honig, Waben und Wachsvorräte müssen bienendicht verschlossen aufbewahrt werden. Bienen dürfen nur in bienendicht verschlossenen Behausungen transportiert werden.“

Der Sinn dieser Bestimmung ist, dass Bienen, vor allem in der trachtlosen Zeit (ab Mitte Juli), alles räubern was „süß“ ist. Es kommt dann zu regelrechten Gemetzeln unter den Bienen (und natürlich auch anderen Insekten, wie Wespen, Hornissen und alles was auf Süßes steht). Aber das weitaus größere Problem ist, dass dadurch Krankheiten übertragen werden.

Trennsetterin:
Von was für Krankheiten sprechen wir?

Hödl:
Unter anderen geht es um die „Amerikanische Faulbrut (AFB)“. Das ist eine für Bienen sehr gefährliche seuchenartige Brutkrankheit, die wenn sie ausbricht jedes Volk umbringt.
Sie ist nach dem Bienenseuchengesetz anzeigepflichtig und es werden dann von der zuständigen Bezirksverwaltungsbehörde sogenannte „Sperrzonen“ errichtet, wo dann alle Bienenstöcke untersucht und beobachtet werden müssen. Betroffene Völker werden abgetötet und alles kontaminierte Material muss entweder vernichtet oder mit sehr scharfen Laugen gereinigt werden. Dies geschieht alles unter Aufsicht von Sachverständigen der BH und ist mit enormen Problemen und Kosten – für alle Imker in der Sperrzone – verbunden. Diese Sperrzone wird dann beobachtet und erst wenn eine gewisse Zeit keine Fälle mehr auftreten, wird die Sperrzone aufgehoben. In diese Sperrzone dürfen keine Bienen eingebracht bzw. ausgebracht werden. Das ist vor allem für Wanderimker ein großes Problem, da die Sperrzonen sehr groß sind.

Trennsetterin:
Wo befinden sich die Sporen?

Hödl:
Die Sporen der AFB finden sich im Honig, Wachs und alles was von Bienen belaufen wird und überleben Temperaturen von – 80 bis +150 Grad C. Sie sind daher kaum abzutöten.

Trennsetterin:
Besteht auch für den Menschen eine Gefahr?

Hödl:
Die AFB ist für den Menschen vollkommen unbedenklich. Der von AFB-befallenen Völkern geerntete Honig ist daher für den menschlichen Genuss völlig unbedenklich und kann gefahrlos konsumiert werden. AFB-Völker werden daher oft noch abgeschleudert, bevor sie entweder behandelt oder getötet werden.
Oft ist dem erntenden Imker noch gar nicht bewusst, dass sein Volk AFB hat, dies wird oft erst später entdeckt.
Der Honig kommt daher ins Honigglas, wird konsumiert und dann kommt das Glas – ungewaschen – in den Altglascontainer.

Sonnenblume

Trennsetterin:
Ich verstehe und jetzt beginnt das Drama.

Hödl:
Genau. Die Bienen entdecken die Honigreste, nehmen den Honig auf und füttern damit die Brut. Die Sporen gelangen ins Volk und schon ist es zu spät.
Da hier natürlich nicht nur ein Volk betroffen ist, entwickelt sich so ein Honigglas – zum „Superspreader“ ….

Trennsetterin:
Was sollte der Honig-Konsument beachten?

Hödl:
Der Honigkonsument sollte daher – vor allem in der warmen Jahreszeit (je nach Region: März/April – Ende November) nur gewaschene Gläser entsorgen. Zwar werden durch das Auswaschen die Sporen der AFB nicht getötet, aber der süße Lockstoff Honig ist entfernt und daher für Bienen uninteressant. Damit kommt es zu keinem Belaufen der Gläser und damit zu keiner Aufnahme von Sporen.
Solange kein Bienenflug ist, also von Dezember – Ende Februar (also Monate, wo den ganzen Tag die Temperatur unter 8 Grad bleibt) wäre es eigentlich egal, ob man die Gläser auswäscht oder nicht. Das Problem ist halt, dass der durchschnittliche Konsument wohl nicht das Wetter mit seiner genauen Temperatur verfolgt …

Trennsetterin:
Danke, für das sehr interessante Gespräch.

Fazit

Wir Leute aus der Abfallwirtschaft müssen nun den Spagat zwischen Recyclingquoten –  Erfüllung und Schutz der Artenvielfalt schaffen. Zum einen soll möglichst viel Altglas in die Altglassammlung gelangen und zum Anderen kann das falsche Einbringen der Rohstoffe zum Sterben der Bienen beitragen. Schwierige Situation.

Dieses Beispiel machte es mir bewusst, wie einseitig wir doch oft arbeiten. „Trennt eure Abfälle.“ Damit es für die Bürger einfacher ist, braucht ihr die Verpackungen auch nicht waschen. Würde ja unnötig Wasser verbrauchen! Aber das Beispiel der Amerikanischen Faulbrut macht es deutlich, das es manchmal doch nicht schaden kann, die Honiggläser auszuspülen.

Ich habe wieder etwas dazu gelernt, ich hoffe ihr versteht nun die Sicht der Imker und das es Sinn macht die Honiggläser zumindest auszuspülen, bevor ihr sie in den Altglascontainer schmeißt.

Mahlzeit, eure Trennsetterin

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Die wunderbare Welt des Glasrecyclings

Quellen

Imkerei „Am Waschberg“

Kronenzeitungartikel

 

 

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