Ein gediegener Kaffee in einem Alt-Wiener Kaffeehaus ist doch etwas ganz besonderes. In Ruhe in einer Nische sitzen, mit einer Zeitung in einem Holzgestell drin, vielleicht einen Strudel dazu essen, hat was. Selten nimmt man sich die Auszeit, um dieses Ritual zu genießen.
Schnell ein Coffee to go, mit dem man sich vielleicht beim Auto fahren abschüttet oder eine Kapsel in eine Maschine gedrückt und in Null komma nichts ist die braune Brühe in der Tasse. Sogar beim Kaffee trinken muss alles schnell gehen und man nimmt sich keine Zeit dafür. Kaffee ist aus unserem alltäglichen Leben nicht mehr wegzudenken. Aber über die Ursprünge macht man sich kaum Gedanken.
Anerkannt ist, dass die Kaffee-Pflanze aus Äthiopien stammt. Der Legende nach entdeckte der Hirte Kaldi, dessen Ziegen nach dem Verzehr der roten Kaffeekirschen aufgedreht herumsprangen, die Kaffeepflanze. Erst später, als Kaffee durch die arabische Welt ins Osmanische Reich und später nach Istanbul gelangte, entsprach die Zubereitung bereits stärker der heutigen Form. Die rohen, trockenen Samen (denn, streng genommen sind es keine Bohnen) wurden geröstet, fein gemahlen und in Wasser mehrfach aufgekocht. Reisende brachten den Kaffee aus dem Orient nach Europa mit (Quelle: Coffeecircle).
Ende des 16. Jahrhunderts wurde Kaffee im osmanischen Reich verboten, später wurden die Kaffeehäuser sogar abgerissen und die Besitzer tarnten sie als Barbierläden. Sogar unter Friedrich den Großen wurde der Import durch Private verboten und Kriegsversehrte wurden als „Schnüffler“ eingesetzt, um das Rösten von Kaffee zu erschnüffeln. (Quelle: Wikipedia).
Zur Produktion des Getränks Kaffee werden hauptsächlich die Arten Arabica und Robusta verwendet.
Kaffee-Sträucher (oder -Bäume) benötigen ein ausgeglichenes Klima ohne Temperaturextreme, ohne zu viel Sonnenschein und Hitze. Einmal im Jahr wird geerntet, in einigen Anbaugebieten auch zweimal.
Per Hand wird die reife Frucht geerntet. Wie das funktioniert seht ihr in dem kurzen Film. Bei der Aufbereitung werden zur Gewinnung des Rohkaffees die Fruchthaut, das Fruchtfleisch (auch Pulpe genannt), der auf dem Pergamenthäutchen befindliche Schleim, das Pergamenthäutchen und – soweit möglich – auch das Silberhäutchen entfernt.
Um Rohkaffee genießbar zu machen, werden die Bohnen geröstet. Sorte und Qualität der Rohkaffeebohnen, sowie Röstzeit und Temperatur bestimmen den Röstgrad und beeinflussen im Wesentlichen Aromabildung, Entwicklung der Geschmacksstoffe und Bekömmlichkeit (Quelle: Kaffeeherstellung).
Entweder man lässt heißes Wasser über den gemahlenen Kaffee rinnen. Das Getränk ist unter Filterkaffee bekannt. Ich kann mich erinnern, dass meine Mutter immer einen Löffel Feigenkaffee dazugegeben hat. Wird das Wasser mit hohen Druck durch den Kaffee geleitet, spricht man von Espresso und durch die Kaffeebohnenöle bildet sich ein Crema.
Immer beliebter wird der Kaffee, der in kleine Kapseln oder Pads abgefüllt ist. Hier entsteht nun ein Problem, dass bis dato nicht bekannt war. Abfall durch Kapseln, die aufgrund unseres hohen Kaffeekonsums immer mehr werden. Österreicher trinken pro Tag im Schnitt drei Tassen Kaffee. Pro Jahr sollen das 8 Kilogramm pro Person sein (Quelle: Der Standard, 28.9.2017).
Ich verwende Kaffeepulver wegen seines hohen organisch gebundenen Stickstoff-Gehaltes als Garten-Dünger. Sein hoher Gehalt an Kalium, Phosphor und anderen Mineralstoffen ist gut für die Pflanzenentwicklung. Trockener Kaffeesatz oder versprühter Kaffee sind ein umweltverträgliches Pestizid gegen Schnecken (Manchmal habe ich das Gefühl die Schnecken lachen mich aus, wenn ich mit meinen Wunderwaffen auf sie los gehe). Kaffee im Kühlschrank soll gegen unangenehme Gerüche, wie etwa Käse, helfen. Auch angebrannte Töpfe lassen sich mit gemahlenen Kaffee gut reinigen. Besser geht es noch mit Natriumkarbonat. Mehr Tipps findet ihr auf der Seite Kaffeeabo.
Was kann man nun mit den Kapseln machen? Die Kapseln gibt es aus Aluminium, Kunststoff oder kompostierbaren Kunststoff. Wenn man sich in Kollegen Kreisen umhört, sind alle erbost über die böse Alu Kapsel. Aber er schmeckt ja so gut, hört man dann hinter vorgehaltener Hand. Grundsätzlich muss jeder selber entscheiden, wie er seinen Kaffee kaufen will. Ich habe meinen Kaffee selber viele Jahre aus einer Kapselkaffeemaschine getrunken. Es ist praktisch, schnell die Kapsel in die Maschine und innerhalb von 2 Minuten hat man seinen Kaffee im Häferl. Jetzt gibt es in unseren Haushalt eine tolle Maschine, die man einschaltet, ewig wartet bis sie den gewünschten Druck aufbaut und dann erhält man meist ein bitteres Gebräu. Ich bin wieder auf Tee umgestiegen.
Quelle: Salzburgerfenster, 26.9.2017
Bei der Recherche zu dem Artikel habe ich festgestellt, dass es gar nicht so einfach ist, die Guten von den Bösen zu unterscheiden. Bei der Berechnung von Ökobilanzen werden die Produktionszyklen eines Produktes von Anfang bis zum Ende beleuchtet. Ich wusste nicht, dass man für eine Tasse Kaffee 140 Liter Wasser benötigt. Es gibt auch Unterschiede, ob die Kapsel zusätzlich in Kunststoff verpackt wird oder nur in einer Schachtel. Natürlich sollte man auch zu Bio Fairtrade Kaffee wechseln, da hier schon beim Anbau und Verkauf auf Nachhaltigkeit geachtet wird. Ich habe einen Bericht aus Deutschland gefunden, der gut geschrieben ist und die Problematik der Ökobilanz gut umreißt.
Lange Rede kurzer Sinn. Die Ökobilanz liest sich gut unter der Voraussetzung, dass die Kapseln recycelt werden. Alukapseln können im Geschäft und bei manchen Elektrohändlern abgegeben werden. Der Abfallverband Hollabrunn nimmt diese Kapseln in seinen Abfallsammelzentren zurück. In Deutschland kann man sie in den Gelben Sack entsorgen. In anderen Gebieten über die Metallverpackungssammlung. Also nicht so einfach. Am besten erkundigen. Auch die Plastikkapseln können mittlerweile recycelt werden und der Handel nimmt sie zurück. Dies habe ich auf folgender Seite gefunden: Kaffeeverband.
Die Alukapseln (aus den Sammelzentren und dem Handel) und die Plastikkapseln (aus dem Handel) müssen separat von einander gesammelt werden. Im Recyclingpark Höpperger in Tirol werden die Döschen getrennt nach Plastik und Alu in einer Hammermühle weiterverarbeitet. Das geht wie in einer Waschtrommel. Durch Zugabe von Wasser und Rotation wird der Kaffee ausgewaschen, danach werden die Kapseln durch ein Art Sieb gedrückt. Der Sud vermischt mit Wasser landet auf der einen Seite und die Kapseln bleiben am Sieb hängen.
Gleichzeitig wird das Aluminium zu flachen Chips zerschlagen. Aus dem braunen Kaffeebrei gewinnt man Biogas. Aluminium selbst könne „endlos wiederverwertet“ werden und wird mit dem Aluminium aus der Elektroaltgerätezerlegung in die Alu-schmelze transportiert.
Du fragst dich wahrscheinlich, warum die Plastikkapsel und die Alukapsel getrennt von einander in der Hammermühle verarbeitet werden? Man muss sie mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten mahlen. Ansonsten bricht das Plastik in zu kleine Teile auf und wird mit dem Sud ausgewaschen. Dann wäre der Kunststoff mit dem Sud vermischt in der Biogasanlage, was unerwünscht ist. Alu kann man schneller durch die Mühle und das Sieb drücken, da es nur die Form verändert.
Das ist auf jeden Fall ein Thema das man sehr kontrovers diskutieren kann. Die Hersteller loben ihr Produkt und meinen, dass auch die Ökobilanz stimmig ist. Da machen sie aber nicht die Rechnung mit dem Wirten. Es kann nur „gut“sein, wenn der Konsument das Recyclingsystem annimmt und die Kapseln dem Recycling zuführt. Ansonsten sind alle Kapselsysteme negativ behaftet. Im Gegensatz dazu muss der Kaffee aus dem Vollautomaten ausgetrunken werden und die Krönung wäre Bio-Fairtrade Kaffee.
Die Kaffeemaschinen sollen so gebaut werden, dass man sie mit herkömmlichen Werkzeug zerlegen kann und somit leicht selber reparieren könnte. Dazu kann ich euch in einem meiner nächsten Blogs ein Lied singen.
Viel Spaß beim Lesen und diskutieren, eure Trennsetterin
Bild im Titel: Karen Blixen Farm, Nairobi 2015, mit Blick auf die Ngong Berge (Diejenigen unter euch, die den Film Out of Africa gesehen haben, können vielleicht die Faszination dieser Landschaft auf mich, nachvollziehen)
Quelle: Höpperger, Verwerter der Aluminium- und Kunststoffkapseln
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