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Ein Rauchzeichen für den Umweltschutz, von Joe Kadla


05.03.2021

Ein grauer, regnerischer Arbeitstag endet. Schnell noch eine Zigarette und dann heim. Mehr hektisch als genussvoll wird der Glimmstängel konsumiert, schnell noch im Kopf durchgegangen was am Heimweg eingekauft werden muss und was daheim zu erledigen ist. Mein Kollege Joe Kadla hat sich dem Thema vor ein paar Jahren angenommen. Ich bat ihn deshalb um ein Gastkommentar „Ein Rauchzeichen für den Umweltschutz“ für den Blog.

Ausgeraucht. Abgedämpft. Weggeschnippt.

Aus den Augen, aus dem Sinn – Zellulose verrottet sowieso. Eine „Tschick“ am Boden ist gefühlt ein ähnliches Kavaliersdelikt, wie einen Apfelbutzn an den Straßenrand zu werfen. Spricht man einen Raucher auf dieses unbedachte Verhalten an, schlägt einem oft ein grantiger Hinweis auf Dieselautos, rauchende Fabrikschlote und andere vermeintlich übergeordnete Umweltprobleme entgegen. Frei nach dem Motto „es gibt größere Umweltsünder“ wird das eigene Fehlverhalten bagatellisiert.

Die Realität sieht anders aus.

4,5 Billionen Zigarettenstummel werden Jahr für Jahr weltweit achtlos weggeworfen – in manchen Städten finden sich bis zu 2,7 Millionen Stummel pro km² (siehe Süddeutsche Zeitung). Damit schaffen es die Glimmstängel auf Platz 1 der am Meisten weggeworfenen Abfälle weltweit. Je nachdem ob er auf einer Wiese oder im (Salz)wasser oder anderswo landet, braucht er zwischen 4 und 15 Jahren um zu zerfallen.

Zettel

Richtig verrotten tun die Filter allerdings nicht, da sie aus Zelluloseacetat bestehen – einem Kunststoff! Dieser ist zwar nicht giftig, aber enthält noch ca. 4800 Chemikalien, die aus dem Rauch gefiltert wurden. Davon sind 250 giftig, 90 sogar krebserregend. Mit jeder weggeworfenen Kippe, landet ein kleines Chemielabor in der Natur, das beim nächsten Regenguss sein volles Potential in der Natur entfaltet (Global 2000). Bereits ein Stummel reicht aus, um einen Liter Wasser für mittelgroße Fische wie Forellen tödlich zu machen (LD-50 Dosis).

Aktion #1000schritte: Spielerische Wege gegen Littering.

„Das Projekt TAschenbecher von #1000schritte ist nicht nur ein praktischer, dicht verschließbarer Reise-Aschenbecher, sondern ist durch das bunte Etikett und die außergewöhnliche Form zu einer Art Gadget geworden. Mein Ziel war es nicht nur einen Aschenbecher, sondern ein Lifestyleprodukt herzustellen. Es ist auch ein Statement, wenn ich nicht achtlos Müll irgendwo wegwerfe. Auf Festivals zum Beispiel bemerkt man immer wieder das gigantische Müll-Chaos. Für die Besucher war das immer so eine Art Punk-Attitüde für 3 Tage, wo man gezeigt hat, wie egal einem alles ist. Aber selbst hier gibt es bereits einen starken Gegentrend – Green Camping und Dosen Sammeln ist mittlerweile genauso fixer Bestandteil auf solchen Events. Für diese wachsende Gruppe Leute ist Spaß und Unterhaltung zwar wichtig, aber ihr grünes Gewissen endet nicht am Becherrand des ersten Bieres. Die Leute wollen ökologisch sein, aber ohne in Birkenstock mit Jutebeuteln herumlaufen zu müssen. Beim ersten Pilotversuch der Taschenbecher, am Beserlpark-Festvial in Mank, war das schon sehr beeindruckend.

Beserlpark

Beserlpark-Fest in Mank

Es lagen deutlich weniger Stummel am Boden nach dem Event und auch keine vollen TAschenbecher im Müll. Die Rückmeldungen waren enorm positiv und wir haben danach die ersten 10.000 Stück produziert, im zweiten Jahr noch einmal knapp 30.000 Stk. die jetzt vor allem im Osten Österreichs verteilt werden.“ resümiert Initiator Joe Kadla.

Ein Rauchzeichen für den Umweltschutz

Das Einsatzgebiet ist groß und viele Veranstalter setzen vermehrt auf Ökologie. Auch Freibäder und Badeseen fragen immer wieder an bzw. geben sehr positives Feedback. Negative Rückmeldung gab es nur vereinzelt und meist auf Grund des Missverständnisses, dass die vollen TAschenbecher in den Müll wandern, was natürlich nicht sein soll. Die Preforms sind zu ca. 30 % aus recycelten PET-Flaschen hergestellt und sogar Geschirrspüler-tauglich. Gut ausklopfen sollte man sie davor allerdings trotzdem.

Das größte Problem ist derzeit die Logistik.

Anfragen gibt es viele. Leider kann im Rahmen der Aktion #1000schritte nicht allen Wünschen entsprochen werden, da dazu einfach die personelle Kapazität, aber auch ein Budget zur Vorfinanzierung fehlt. Die Herstellung der Preforms, der Etiketten sowie die Beklebung erfolgt in Zusammenarbeit mit der Caritas Pöchlarn komplett in der Region. Über die Aktion „Reinwerfen statt Wegwerfen“ konnte eine begrenzte Stückzahl ausfinanziert werden, die kostenlos in Österreich verteilt werden. Die produzierten TAschenbecher werden von #1000schritte gegen Übernahme der Transportkosten zur Verfügung gestellt, solange der Vorrat reicht.


Lediglich eine kleine Spende an einen karitativen Verein eigener Wahl erhofft ich mir  von den Veranstaltern. Das soll einerseits den TAschenbechern eine gewisse Wertigkeit geben und andererseits sozialen Mehrwert in der Region generieren. Das Projekt selbst ist als non-profit angelegt. Der finanzielle Überschuss aus der letzten größeren Produktion ging deshalb als Spende direkt an Global2000 zur Finanzierung der Naturputzer-App.

Langfristig gesehen soll es jedoch für Firmen und andere Organisationen möglich sein, TAschenbecher mit eigenem Branding produzieren zu lassen und selbst zu verteilen – als Give-Away mit Mehrwert!

Fazit

Danke Joe für dein Gastkommentar. Es geht in dem Artikel nicht um eine Verurteilung von Rauchern, sondern um die Mentalität des Wegwerfen ihrer Zigaretten Stummel. Nicht nur das sie aus Autofenster fliegen, am Bahnhof weggeschnippt werden, landen auch unzählige im Kanal. Der Taschenbecher ist eine von vielen Möglichkeiten seine Stummel zu sammeln und danach zu entsorgen. In der Karte oben seht ihr wo ihr den Taschenbecher erhaltet. Als Alternative tun es auch kleine Gläser oder leere Kosmetikbecherchen.

Eine tolle Lösung für ein Problem, das bagatellisiert wird, eure Trennsetterin

5.3.2021: Nachtrag: Aufgrund der großen Nachfrage und auch Interesse vieler Bürger wird das Projekt der Taschenbecher auf ganz Niederösterreich ausgeweitet und größere Mengen an Taschenbecher produziert. Natürlich kann jedes Doserl, wie leere Cremebehälter oä, für die Sammlung der Zigarettenstummerl verwendet werden.

Quellen

1000 Schritte von Joe Kadla

Bußgeld in Deutschen Städten

 

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