In den letzten Monaten liest man als interessierter Konsument von Tellern aus Bananenblättern, Becher aus Maisstärke, Verpackungen von Paradeisern aus Holzfasern und ähnliches. Mein erster Gedanke war: Fein, tolle Idee! Als ich mich mit dem Thema etwas näher auseinandersetzte fiel mir auf..wir ersetzen gerade wieder eine Einwegverpackung durch eine andere.
Wo ist der Vermeidungsgedanke? Müssen wir tatsächlich alles verpacken? Bei Veranstaltungen von Einwegtellern essen? Müssen wir unsere Küchenabfälle in ein Sackerl geben, um es zur Biotonne zu tragen?
Ab 2020 tritt das Plastiksackerlverbot in Österreich in Kraft. Davon habe ich schon einmal geschrieben. Jetzt bemerkt man bei der Kassa, dass es plötzlich Sackerl aus nachwachsenden Rohstoffen (aus Papier und /oder Maisstärke) gibt. Auch die Verpackungen von Obst und Gemüse werden vermehrt auf Papiertassen, die mit einer Folie umhüllt sind, angeboten, wo dann nachwachsend zu lesen ist. Auch Greenpeace deckt in einem Bericht die „unökologischen Verpackungstrends“ auf.
Für den Ottonormalverbraucher kommt folgende Botschaft an: Super, das kann ich jetzt alles in die Biotonne kippen..steht ja nachwachsend oder Bio drauf. In den Medien hört man die wildesten Informationen, die für noch mehr Verwirrung sorgen.
Ich möchte hier drei Themen hervorheben, die in der Öffentlichkeit diskutiert werden und zT auch verwirrend sind:
Wir ernähren uns von Lebensmittel, deren Abfälle in die Biotonne wandern. Kaum werden sie zu Abfall, graust uns, es stinkt, es wimmelt von Würmern, meint man. Wenn ihr die Abfälle umgehend in die Biotonne bringt, stinkt weder das Salatblatt noch krabbeln Würmer auf dem Fleisch!
Ich bevorzuge die Variante eins und vermeide damit ein Sackerl..auch wenn es aus Maisstärke besteht. Wenn schon Sackerl, dann ein verrottbares, da sonst Mikroplastik entsteht.
Hier entscheidet der Konsument. Wir müssen keine Paradeiser im Winter kaufen oder verpackte Äpfel aus Südamerika. Wir sollten wieder viel mehr nach dem Angebot der jeweiligen Jahreszeit greifen, wenn es nicht möglich ist regional beim Landwirt seines Vertrauens einzukaufen. Muss es der billigere Apfel aus Irgendwo sein oder kann es der etwas teurere Apfel aus der Region sein? Diese Entscheidung haben wir alle. Mein Sohn ist gerade in Norwegen unterwegs. Da werden doch tatsächlich folierte Paprika angeboten! „Wer billig einkauft, entsorgt teuer“.
Natürlich ist nicht alles vermeidbar, ich denke da an Teigwaren, Mehl, Zucker etc. Nicht jeder hat einen Unverpackt – Laden in der Nähe…ich bin der Überzeugung, jedes einzelne Ding was ich vermeiden kann, ist etwas Gutes. Die irritierende Aufschrift „Nachwachsend“..las ich letztens auf einer Paradeiserverpackung, bedeutet, dass die Verpackung aus einem nachwachsenden Rohstoff hergestellt wurde. Es bedeutet nicht sogleich, dass diese Verpackung auch in die Biotonne wandern soll.
Speziell in Zeiten, wo sowohl der herkömmliche Knotenbeutel als auch Alternativprodukte angeboten werden, ist die Verwechslungsgefahr so groß, dass der Entsorger die Biotonne auch stehen lassen kann.
Letztens ruft mich ein Freund an: „Stell dir vor ich habe jetzt Online, Einwegteller aus Bananenschalen gekauft!!“ Na servas, war mein erster Gedanke. Online-Bananenblätter-Einweg. Da kommen ja ein paar ganz schöne CO2 Footprints zusammen. Ich würde meinen, dass der Papierteller und sogar der Plastik – Einwegteller eine bessere Ökobilanz haben.
Wenn wir wieder nur Einweggeschirr durch ein anderes Einweggeschirr ersetzen, nur weil das aus biogenen Material gemacht wurde, dann hat man nichts Gutes für die Umwelt getan. Wenn ihr in Asien das Essen aus dem Bananenblatt esst und es dann wegschmeißt..gut.
Verwendet Mehrweggschirr aus bruchfesten Material, das man waschen und kann und viele Male einsetzen kann. Speziell im privaten Bereich sollte das doch kein Problem sein. Ich sehe ja mittlerweile bei kleinen Festen schon Einweggeschirr. Oder der Kuchen, der auf einer Serviette liegend auf einem Pappteller serviert wird und alles andere wird auf Porzellantellern angerichtet..diese Idiotie kann mir keiner erklären. Wer kein eigenes Geschirr für Veranstaltungen hat, kann sich auf der Homepage der Umweltverbände ein Bild machen.
Wie auch in der Broschüre der Nabu zu lesen ist, wäre Abfallvermeidung durch Mehrweg umweltfreundlicher, als Einweg durch Einweg zu ersetzen. Neben den biobasierten Kunststoffen werden auch biologisch abbaubare Kunststoffe als Biokunststoff bezeichnet, diese gibt es sowohl aus nachwachsenden als auch aus fossilen Rohstoffen. Daher irritierend und Finger weg.
Um sich legal als biologisch abbaubar bezeichnen zu dürfen, reicht es, wenn der Kunststoff EN 13432 entspricht. Der Standard dieser Norm garantiert die biologische Abbaubarkeit.
Zusammenfassend kann ich sagen, wenn ihr eure Küchenabfälle unbedingt in einem Sackerl sammeln wollt, macht das in einem, wo EN 13432 draufsteht, dann wird es auch kompostiert. Alle anderen zerfallen zu Mikroplastik und verunreinigen den Kompost.
Feiert auf waschbaren Tellern und verwendet richtiges Besteck, das man waschen kann. Egal welches Einweggeschirr ihr verwendet, ist irgendein Hund darin begraben. Wo kommen die Ausgangsmaterialien her, wie wird dort Ackerbau betrieben, wie schaut der Transport aus, Arbeitsbedingungen, Wasserverbrauch etc
Alles nicht so einfach, nicht für alles gibt es eine Lösung…aber einen Versuch ist es Wert, eure Trennsetterin
Abfallvermeidung beim Einkauf
Plastiksackerlverbot
Biokunststoff das neue Verpackungsmaterial
Kunststoff versus Plastik
Einweg Pfanddebatte
Richtige Kompostierung
Biosackerl im Test
Greenpeace Presseaussendung, 26.11.2019
NABU Einweggeschirr und To go Verpackungen
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